Was ist Citicolin?
Citicolin (auch CDP-Cholin genannt) ist eine körpereigene Verbindung und Vorstufe bei der Bildung von Phosphatidylcholin – einem wichtigen Bestandteil der Zellmembranen[1]. Als Nahrungsergänzungsmittel oder Medikament zugeführt, wird Citicolin im Darm rasch in Cholin und Cytidin aufgespalten[2]. Cholin ist ein essenzieller Nährstoff, der u.a. für die Produktion des Neurotransmitters Acetylcholin benötigt wird, während Cytidin im Blut zu Uridin umgewandelt wird und als Baustein für die Synthese von Membranbestandteilen im Gehirn dient[2][3]. Durch diese Mechanismen kann Citicolin zur Gesundheit von Gehirnzellen beitragen: Es unterstützt die Reparatur und Neubildung von Zellmembranen und fördert die Bildung von Botenstoffen im Gehirn[4]. Darüber hinaus deuten Studien an, dass das intakte Citicolin-Molekül selbst neuroprotektive Eigenschaften haben könnte, also Nervenzellen direkt vor Schäden schützt[5].
Citicolin bei kognitiven Störungen und Demenz
Ein wichtiges Einsatzgebiet von Citicolin ist die Unterstützung der Gedächtnisleistung und der kognitiven Funktionen im Alter sowie bei beginnender Demenz. Citicolin wurde ursprünglich zur Behandlung von vaskulären Demenzen (durch Durchblutungsstörungen bedingte geistige Leistungseinbußen) untersucht. Tatsächlich legen mehrere Untersuchungen nahe, dass es einen positiven Effekt auf die geistige Leistungsfähigkeit haben kann.
Eine frühere Meta-Analyse klinischer Studien fand z.B. einen statistisch signifikanten Vorteil von Citicolin gegenüber Placebo in Kurzzeitgedächtnis-Tests[7]. In neueren Studien wurde Citicolin vor allem als Ergänzung zu etablierten Demenzmedikamenten getestet. So zeigte die italienische CITIRIVAD-Studie (2017), dass Alzheimer-Patienten, die zu ihrem Acetylcholinesterase-Hemmer zusätzlich 9 Monate lang Citicolin einnahmen, am Ende bessere Mini-Mental-State-Testwerte (MMST) hatten als jene ohne Citicolin[17][18].
Ähnlich deuteten andere retrospektive Analysen darauf hin, dass Citicolin über längere Zeit einen Zusatznutzen auf kognitive Funktionen bei Alzheimer haben könnte, solange es in Kombination mit Antidementiva genommen wird[17][18].
Besonders interessant sind Ergebnisse bei leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI, mild cognitive impairment), einem Vorstadium der Demenz. Eine aktuelle prospektive Studie (2023) beobachtete Patienten mit MCI über 9 Monate unter Citicolin-Therapie. Die Mehrheit (rund 70%) der Patienten blieb in diesem Zeitraum stabil (kein Fortschreiten der kognitiven Verschlechterung), und fast 30% zeigten sogar so viel Verbesserung, dass sie wieder als kognitiv unauffällig galten[19][20]. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Citicolin das Fortschreiten milder Gedächtnisstörungen verlangsamen oder zeitweilig aufhalten könnte.
Citicolin zur Verbesserung von Gedächtnis und Aufmerksamkeit
Neben den klinischen Patientengruppen wurde Citicolin auch an gesunden Menschen auf seine nootropen (kognitiv fördernden) Wirkungen untersucht. Hier steht vor allem die Steigerung von Aufmerksamkeit, Konzentration und Gedächtnis im Vordergrund. Mehrere placebo-kontrollierte Studien liefern ermutigende Ergebnisse:
Beispielsweise zeigte eine Studie mit gesunden Frauen mittleren Alters (40–60 Jahre), dass bereits 28 Tage tägliche Citicolin-Einnahme die Aufmerksamkeit signifikant verbesserte[21][22]. Die Teilnehmerinnen erhielten entweder 250 mg, 500 mg Citicolin (als Cognizin®) oder ein Placebo. Nach vier Wochen machten die Citicolin-Gruppen im Vergleich zur Placebogruppe weniger Fehler in einem Aufmerksamkeitstest (Continuous Performance Test). Insbesondere die 250-mg-Gruppe zeigte deutlich weniger Auslassungsfehler (Stimuli übersehen) und weniger Fehlreaktionen (fälschliches Reagieren auf irrelevante Reize) als die Placebogruppe[21]. Auch die 500-mg-Gruppe schnitt signifikant besser als Placebo ab[21]. Die Forscher schlossen daraus, dass Citicolin bei gesunden Erwachsenen die Aufmerksamkeitsleistung und kognitive Inhibition verbessern kann[23].
Ähnliche Befunde gibt es bei jüngeren Altersgruppen: In einer randomisierten Studie mit 75 Jugendlichen (männlich, 13–18 Jahre) führte Citicolin (250 oder 500 mg täglich über 28 Tage) zu einer Verbesserung der Aufmerksamkeit und psychomotorischen Geschwindigkeit im Vergleich zu Placebo[24]. Die Probanden zeigten schnellere Reaktionen und weniger impulsive Fehler, wobei höhere Dosierungen tendenziell größere Effekte erzielten[24].
Schon nach kürzerer Einnahmedauer sind Effekte messbar: Eine Studie mit gesunden Erwachsenen fand, dass bereits 2 Wochen Citicolin (500 mg/Tag) zu Verbesserungen in Arbeitsgedächtnis, Reaktionszeit und Wachsamkeit führten[25]. Interessanterweise sank bei den Citicolin-Probanden auch der Gehalt an Malondialdehyd (MDA) im Blut – ein Biomarker für oxidativen Stress, der unter mentaler Belastung normalerweise ansteigt[25]. Dies deutet darauf hin, dass Citicolin nicht nur die kognitive Verarbeitung verbessert, sondern auch Stresswirkungen auf zellulärer Ebene mildern könnte.
Zusammenfassend spricht die Studienlage dafür, dass Citicolin kognitive Funktionen bei Gesunden unterstützen kann – insbesondere Aufmerksamkeit, Konzentration und möglicherweise Gedächtnis [23][24].
Citicolin als Ergänzung bei Parkinson
Die Parkinson-Krankheit ist durch den Verlust dopaminerger Neuronen gekennzeichnet und führt zu Bewegungseinschränkungen (wie Zittern, Steifheit und Verlangsamung) sowie oft zu kognitiven Beeinträchtigungen. Da Citicolin im Gehirn den Phospholipid-Aufbau fördert und in Tierversuchen die Dopamin-Ausschüttung steigern konnte[26][27], lag die Idee nahe, es als Zusatztherapie bei Parkinson zu prüfen. Tatsächlich wurden mehrere Studien durchgeführt, in denen Citicolin ergänzend zu Levodopa (dem Standardmedikament, das den Dopaminmangel ausgleicht) gegeben wurde.
Eine systematische Übersichtsarbeit (2021) fasste 7 Studien mit insgesamt 335 Parkinson-Patienten zusammen. Das Ergebnis: Alle ausgewerteten Studien berichteten von Verbesserungen der Symptome, wenn Citicolin zusätzlich zu Levodopa eingesetzt wurde[28]. In einigen Untersuchungen konnte dank Citicolin die erforderliche Levodopa-Dosis sogar um bis zu 50% reduziert werden, ohne an Wirksamkeit einzubüßen[28]. Zudem zeigten die Patienten unter Citicolin teils deutlichere Fortschritte bei typischen Parkinson-Symptomen wie Muskelsteifheit (Rigor), Bewegungsverlangsamung (Akinesie), Tremor, Handschrift und Sprache[28]. Eine verbesserte Gesamtbewertung nach der Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (UPDRS) wurde in den meisten Studien dokumentiert[29]. Neben den motorischen Effekten gab es Hinweise, dass Citicolin auch die kognitiven Funktionen bei Parkinson-Patienten positiv beeinflussen könnte[30] – was plausibel ist, da viele Parkinson-Betroffene an kognitiven Defiziten leiden, und Citicolin in anderen Kontexten gedächtnisfördernd wirkt.
Citicolin für die Augengesundheit (u.a. Glaukom)
Ein weniger bekanntes, aber interessantes Anwendungsfeld von Citicolin ist die Augengesundheit, insbesondere bei Glaukom (Grüner Star). Das Glaukom ist eine neurodegenerative Erkrankung des Sehnervs, meist infolge erhöhten Augeninnendrucks, die allmählich zur Einschränkung des Gesichtsfeldes führt. Da Citicolin neuroprotektiv wirkt, wurde untersucht, ob es die Degeneration des Sehnervs verlangsamen kann.
Tatsächlich zeigen einige Studien vielversprechende Ergebnisse: Bereits 2003 berichtete eine Untersuchung, dass die Gabe von 1 g Citicolin täglich bei Glaukompatienten die Nervenleitfähigkeit im visuellen System verbesserte[31]. Gemessen wurde dies mittels visueller evozierter Potenziale (VEP), wo Citicolin bei etwa 60% der behandelten Augen die Signallaufzeiten verkürzte und Amplituden erhöhte – ein Hinweis auf verbesserte Funktion der Sehbahn[32]. In den Folgejahren wurden verschiedene Studien mit oralem Citicolin, aber auch Citicolin-Augentropfen durchgeführt. Eine systematische Übersichtsarbeit (2023), die 10 Studien mit insgesamt 424 Glaukompatienten analysierte, kommt zu dem Schluss, dass Citicolin messbare neuroprotektive Effekte am Sehsystem haben kann (z.B. verbesserte elektrophysiologische Parameter) [33][34].
Neuere klinische Studien mit längerer Beobachtungsdauer geben vorsichtig positive Signale. In einer italienischen Studie erhielten Glaukompatienten mit gut eingestelltem Augeninnendruck über 2 Jahre hinweg eine kurmäßige Citicolin-Therapie (orale Lösung, 500 mg täglich jeweils 4 Monate on/2 Monate off). Das Ergebnis war ein Trend zu langsamerer Verschlechterung des Gesichtsfelds in der Citicolin-Gruppe gegenüber Placebo [35]. Ähnlich zeigte eine andere randomisierte Studie mit 80 Offenwinkel-Glaukom-Patienten eine tendenziell bessere Stabilität der Sehfelder unter Citicolin im Vergleich zu Kontrolle [36][35]. Die Autoren dieser Arbeiten betonen, dass größere Studien nötig sind, um den Effekt eindeutig zu belegen, aber Citicolin als zusätzliche neuroprotektive Maßnahme beim Glaukom durchaus plausibel ist – zumal Nebenwirkungen nicht auftraten[37][38].
Neben Glaukom wird Citicolin auch bei anderen Augenerkrankungen erprobt, etwa der diabetischen Retinopathie (Netzhautschädigung bei Diabetes). Hier gibt es erste Hinweise, dass Citicolin die Netzhautfunktion unterstützen könnte[39]. Auch in der Neurologie des Sehens (z.B. nach optischen Nervenverletzungen oder bei amblyopen Kindern) wird über mögliche Vorteile diskutiert. Insgesamt lässt sich sagen: Citicolin besitzt neuroprotektive Eigenschaften, die sich offenbar nicht nur im Gehirn, sondern auch im Zentralnervensystem des Auges bemerkbar machen.
Psychiatrische Erkrankungen
- Depression: In einer kleinen randomisierten Studie mit 50 Patienten, die an Major Depression litten, wurde Citicolin als Zusatz zu einem SSRI-Antidepressivum (Citalopram) getestet. Das Ergebnis: Die Kombination aus Citicolin + Citalopram führte zu einer schnelleren und stärkeren Abnahme der Depressionssymptome im Vergleich zu Citalopram allein[40]. Bereits nach 2, 4 und 6 Wochen waren die Depressionswerte in der Citicolin-Gruppe signifikant niedriger[40]. Auch die Remissionsrate (vollständiges Abklingen der Symptome) lag mit Citicolin höher (72% vs. 44% unter Placebo)[41]. Diese vorläufigen Daten deuten an, dass Citicolin möglicherweise stimmungsaufhellende Effekte hat oder die Wirkung klassischer Antidepressiva verstärken könnte.
- Schizophrenie: Hier wurde Citicolin vor allem im Hinblick auf die sogenannten Negativsymptome (z.B. Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, verminderte geistige Spannkraft) untersucht, gegen die gängige Antipsychotika oft wenig wirksam sind. In einer 8-wöchigen placebokontrollierten Studie mit 73 Schizophrenie-Patienten (stabil auf Antipsychotikum eingestellt) erzielte die Zusatzgabe von Citicolin eine signifikante Verbesserung der Negativsymptomatik gegenüber Placebo[42]. Die Patienten mit Citicolin zeigten im Durchschnitt eine stärkere Reduktion auf der entsprechenden Skala (PANSS-Negativsubscore) als die Vergleichsgruppe[42]. Auch die Gesamtwertung der Symptome besserte sich unter Citicolin deutlicher[43].
- Suchtbehandlung: In der Suchtmedizin wurde Citicolin vor allem im Kontext von Kokainabhängigkeit und Stimulanzien erforscht. So gab es eine Reihe von Untersuchungen, ob Citicolin das Verlangen nach Drogen senken oder die Abstinenz erleichtern kann. Eine bemerkenswerte randomisierte Studie der University of Texas (publiziert 2015) untersuchte Citicolin gezielt bei Kokainabhängigen mit bipolarer Störung. 130 Patienten erhielten 12 Wochen lang entweder Citicolin oder Placebo zusätzlich zu ihrer Standardbehandlung. Das Resultat: In den ersten Wochen zeigte die Citicolin-Gruppe einen signifikant geringeren Kokainkonsum (nachgewiesen über regelmäßige Urintests) als die Placebo-Gruppe[45]. Weitere Pilotstudien – u.a. auch bei Alkoholabhängigkeit und Amphetaminmissbrauch – deuten auf mögliche Nutzen hin[46]. Citicolin ist in diesem Kontext besonders interessant, weil es das gestörte Gleichgewicht von Neurotransmittern im Suchtgehirn positiv beeinflussen könnte (z.B. Dopamin und Glutamat). Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, aber noch nicht ausreichend, um Citicolin fest in der Suchttherapie zu etablieren. Es befindet sich jedoch bereits in laufenden klinischen Prüfungen, z.B. bei Jugendlichen mit Alkoholmissbrauch[46].
Cognizin® – eine besondere Form des Citicolins
Neben dem „No Name“ Citicolin bietet QIDOSHA nun auch das Markenprodukt Cognizin® an. Dabei handelt es sich nicht um einen anderen Wirkstoff, sondern um eine geschützte Markenform von Citicolin, die vom japanischen Unternehmen Kyowa Hakko hergestellt wird[47]. Cognizin® ist im Wesentlichen reines Citicolin, das jedoch mittels eines speziellen Fermentationsprozesses gewonnen wird[48]. Cognizin ist besonders stabil und gut bioverfügbar ist. In der Praxis bedeutet dies, dass klinische Studien bevorzugt Cognizin verwenden, um konsistente Ergebnisse zu gewährleisten – viele der in diesem Beitrag genannten Untersuchungen gaben explizit an, Cognizin®-Citicolin verwendet zu haben[49].
Was macht Cognizin darüber hinaus besonders? Kyowa hat umfangreiche Forschung betrieben, um Cognizin im Hinblick auf Gehirngesundheit zu testen. Dementsprechend ist Cognizin in zahlreichen placebokontrollierten Studien eingesetzt worden, die positive Resultate für verschiedene kognitive Parameter zeigen. Laut Aussagen der wissenschaftlichen Leiterin von Kyowa bietet Cognizin vielfältige Vorteile für die mentale Leistungsfähigkeit – es fördert die mentale Energie, verbessert Gedächtnisfunktionen, steigert den Fokus und die Aufmerksamkeitsspanne[50]. Diese Behauptungen stützen sich auf die erwähnten Studien an gesunden Erwachsenen und Senioren, wo signifikante Verbesserungen unter Cognizin beobachtet wurden (z.B. in Aufmerksamkeitstests und Erinnerungstests)[51][19]. Darüber hinaus wird erforscht, inwiefern Cognizin oxidativen Stress im Gehirn reduzieren kann (wie der Rückgang des MDA in einer Studie andeutet) und ob es sich günstig auf Reaktionszeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit auswirkt[50]. Erste Erkenntnisse deuten auf positive Effekte hin, und laufende Untersuchungen auf zellulärer Ebene sollen die genauen Wirkmechanismen ergründen[52][53].
[1] [2] [3] [5] [6] [9] [10] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [29] [33] [34] [35] [36] [37] [38] [39] [46] [54] [55] alzdiscovery.org
https://www.alzdiscovery.org/uploads/cognitive_vitality_media/Citicoline_UPDATE_%28supplement%29.pdf
[4] [21] [22] [23] [26] [27] [49] [51] Improved Attentional Performance Following Citicoline Administration in Healthy Adult Women
https://www.scirp.org/journal/paperinformation?paperid=19921
[7] [8] [13] [14] [24] [25] [28] [40] [41] [42] [43] [44] Citicoline Uses, Benefits & Dosage
https://www.drugs.com/npp/citicoline.html
[11] [12] Citicoline in acute ischemic stroke: A randomized controlled trial | PLOS One
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0269224
[30] Citicoline as Adjuvant Therapy in Parkinson's Disease: A Systematic ...
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33279231/
[31] [32] Oral citicoline treatment improve visual pathway function in glaucoma
[45] A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial of Citicoline for Cocaine Dependence in Bipolar I Disorder - PubMed
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25998279/
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