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Phosphatidylserin - Grundlagen & möglicher therapeutischer Einsatz

Was genau ist Phosphatidylserin?

Phosphatidylserin ist ein Phospholipid. Die Gruppe der Phospholipide unterteilt sich in die vier Untergruppen Lezithine, Kephaline, Phosphatidylinosite und Sphingomyeline. Phosphatidylserin gehört hier zu den Kephalinen. Chemisch gesehen besteht es aus Glyzerin, Phosphat und Serin. Ein Teil des Phosphatidylserins wird zu Phosphatidylethanolamin decarboxyliert und in einem weiteren Schritt zu Phosphatidylcholin methyliert [vgl. Linnemann und Kühl, 2013].

Phospholipide sind Bausteine für Membranen, welche die Zellen umgeben und schützen. Zusammen mit anderen Membran-Phospholipiden spielt Phosphatidylserin eine zentrale Rolle für die Kommunikation zwischen den Zellen und für die Übertragung biochemischer Signale in das Zellinnere [vgl. Kay und Grinstein, 2013]. Insbesondere sind Nervenzellen auf Phosphatidylserin angewiesen - daher findet sich das höchste Aufkommen an Phosphatidylserin im peripheren und zentralen Nervengewebe.

Phosphatidylserin wird in geringen Mengen biosynthetisiert, d.h. vom Körper selbst produziert. Gibt es aber einen Mangel an einem der Baustoffe Phenylalanin, Lysin, Tyrosin, Methionin oder Trytophan und/oder an einem der Kofaktoren Cholin, Folsäure und Vitamin B 12, ist das Gehirn nicht fähig, ausreichend Phosphatidylserin zu bilden und es kommt zu einem Mangel.

 

Zahlreiche klinische Studien zeigen eine positive Wirkung von Phosphatidylserin

  • auf kognitive Funktionen, wie z.B. Gedächtnis- und Sprachleistung sowie Lern- und Konzentrationsfähigkeit [vgl. Glade und Smith, 2015]
  • bei altersassoziierten Gedächtnisstörungen und kognitivem Abbau [vgl. Kidd, 1996] durch Verstärkung der Dopamin- und Acetylcholin-Freisetzung [vgl. Mazzari und Battistella, 1980; Vannucchi und Pepeu, 1987; Casamenti et al., 1979]
  • auf den Cortisol-Spiegel: Phosphatidylserin moduliert die Freisetzung von Cortisol während der Stressreaktion [vgl. Monteleone et al., 1992]
  • bei Depressionen, u.a. aufgrund der induzierten Cortisol-Reduktion [vgl. Maggioni et al., 1990]
  • auf die Blutgerinnung: Wird ein Blutgefäß verletzt, werden die Thrombozyten aktiviert. Auch diese enthalten Phosphatidylserin. Phosphatidylserin „wandert“ dann von der inneren zur äußeren Seite der Zellmembran. Dies trägt dazu bei, dass die Blutgerinnung ausgelöst wird.

 

Modulation des Stresshormons Cortisol

Cortisol wird sowohl in psychischen als auch in körperlichen Stresssituationen vermehrt ausgeschüttet. ACTH aus dem Hypophysenvorderlappen regt dabei die Produktion von Cortisol an. Auf den Körper wirkt Cortisol wie auch andere Stresshormone „energieausschleusend“ und beeinflusst damit sowohl Fettstoffwechsel (hemmend), als auch den Kohlenhydratstoffwechsel (fördernd). Zudem fördert es auch den Proteinabbau (Proteolyse), reduziert die Testosteronsynthese und setzt die Insulinsensibilität der Zellen herab. Letztlich fördert Cortisol die Calcium-Ausscheidung, reduziert die Calcium-Aufnahme und sorgt für eine Umverteilung an Körperfett hin zum viszeralen Bereich, was sowohl das Herz-Kreislauf-, als auch das Adipositas- und Diabetes-Risiko erhöht. Da es die Natrium-Kumulation und die Kalium-Ausscheidung fördert, kann es ferner zu dem bekannten „aufgedunsenen“ Aussehen kommen.

Die Ausschüttung von Stresshormonen kann infolge von Phosphatidylserin-Gaben deutlich gesenkt werden. Dieser Effekt konnte in diversen Studien (s.u.) sowohl bei älteren Personen als auch gesunden jungen Menschen beobachtet werden. 

 

 

Phosphatidylserin-Gehalt in unserer Nahrung

Phosphatidylserin ist hauptsächlich in Fisch und Fleisch enthalten. Milchprodukte und pflanzliche Lebensmittel sind eher arm an diesem Stoff. Gerade bei fett- oder cholesterinarmer Ernährung (z. B. vegetarisch, vegan, Low-Fat) ist die notwendige Menge von 200-300 mg Phosphatidylserin pro Tag oft nicht gewährleistet.

Die wichtigsten Lebensmittelquellen für Phosphatidylserin (pro 100 g) sind

Hering

360 mg

Innereien

305 mg

Weisse Bohnen

107 mg

Pouletbrust (mit Haut)

85 mg

Rindfleisch

69 mg

 

 

Möglicher therapeutischer Einsatz von Phosphatidylserin

 

  1. Förderung & Erhaltung kognitiver Fähigkeiten

Wenn wir altern, reduziert sich die Masse unseres Gehirns um bis zu 100 Gramm. Wir verlieren Nervenzellen und es verringert sich die Dichte der synaptischen Verbindungen im neuronalen Netz. Der Cholesterinanteil des Gehirns nimmt mit dem Alter zu, der Anteil Phospholipide nimmt ab. Etwa ab dem 45. Lebensjahr sinkt der Phosphatidylserin -Gehalt im Nervensystem. Dies liegt u.a. an der Tatsache, dass die für die Biosynthese erforderlichen Bausteine und Kofaktoren wie Methionin, Folsäure, Vitamin B12 oder essenziellen Fettsäuren mit zunehmendem Alter abnehmen.

Bei der Gedächtnisleistung geht man davon aus, dass sie als Art „biochemische Veränderung“ im Neuronenschaltsystem gespeichert wird. Für eine neue Gedächtnisspur findet eine RNA-abhängige Synthese von Protein statt. Ohne genug Phosphatidylserin ist diese jedoch gestört, da keine vernünftige Zellwandstruktur inkl. benötigter Proteine zustande kommt. Dies wirkt sich auf das Kurzzeitgedächtnis aus.

Die Folge daraus ist, dass es aufgrund der Phosphatidylserin-Unterversorgung zu einer minderwertigen Signalübertragung im Gehirn kommt. Das Gehirn versucht dies über ein höheres Aktivitätsniveau zu kompensieren und muss hierzu vermehrt Stresshormone freisetzen.

Die meisten Interventionsstudien fanden an Probanden mit altersbedingten Hirnleistungsstörungen, auch genannt ARCS (Age Related Cognitive Decline oder AAMI (Age Associated Memory Impairment), statt. Untersuchungen dieser Personengruppe fanden mit 20-400 Probanden statt. Sie erhielten von 100-300 mg/Tag Phosphatidylserin über 1-3 Monate. Gleichzeitig zur Einnahme wurden neuropsychologische Tests durchgeführt. Im Ergebnis zeigte sich eine Verbesserung bei den Parametern Aufmerksamkeit, Konzentration, Merkfähigkeit und Lernfähigkeit.

In einer großen Doppelblind-Studie nahmen 425 Probanden im Alter von 65-93 Jahren teil, die mäßige bis schwere Beeinträchtigungen der geistigen Leistungsfähigkeit, insbesondere des Gedächtnisses, des Denkvermögens, der Sprache und Motorik, aufwiesen. Ihnen wurden über 6 Monate täglich 300 mg Phosphatidylserin oder ein Placebo verabreicht. Am Ende der Studie konnten signifikante Verbesserungen sowohl im Verhalten und in der Stimmung als auch bei den Erinnerungs- und Lernleistungen, die mit Hilfe von Worterinnerungstests ermittelt wurden, festgestellt werden.

Phosphatidylserin konnte zudem in klinischen Studien mit insgesamt 577 älteren Menschen bei einer Dosierung von 300 mg pro Tag kognitive Beeinträchtigungen reduzieren (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8323999 und https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20523044 ).

In einer weiteren Studie mit älteren Personen zeigten sich deutliche Verbesserungen des Kurzzeitgedächtnisses, der Konzentration und der Aufmerksamkeit. Zudem verbesserten sich depressive Symptome, die Fähigkeit zur Bewältigung des täglichen Lebens und das Apathie-Verhalten [vgl. Palmieri G et al.: Double-blind controlled trial of phosphatidylserine in subjects with senile mental deterioration. Clin Trials J 24: 73-83 (1987)]. Apathie geht unter anderem meist mit Teilnahmslosigkeit, mangelnder Erregbarkeit und Unempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen einher.

Bei einer anderen klinischen Untersuchung mit 72 Probanden konnte Phosphatidylserin nicht nur die Gedächtnisleistung, sondern auch die Stimmungslage verbessern (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24577097 ).

In Kombination mit Omega-3 Fettsäuren und Ginkgo Biloba konnte Phosphatidylserin bei 3 klinischen Studien mit 158 Probanden dabei helfen, die Gedächtnisleistung aufrecht zu erhalten oder zu verbessern (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24577097 und https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2981104/ ).

 

Eine mögliche Erklärung für die Verbesserungen der kognitiven Funktionen bei älteren Menschen unter Phosphatidylseringaben ist die vermehrte Synthese des Neurotransmitters Acetylcholin. Durch erhöhte Konzentrationen an PS kann eine schnellere und gesteigerte Acetylcholinausschüttung in den synaptischen Spalt  Spaltraum zwischen zwei hintereinandergeschalteten Neuronen  gewährleistet werden. Das führt zu einem gesteigerten Erinnerungsvermögen und einer gesteigerten mentalen Leistungsfähigkeit [Rehner G, Daniel H: Biochemie der Ernährung. 7-14. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg/Berlin; 2002]. Phosphatidylserin könnte eventuell die Acetylkonzentration an der motorischen  muskulären  Endplatte bei körperlicher Kraftentwicklung erhöhen [vgl. Berg JM, Tymoczko JL, Stryer L: Biochemie. Spektrum Akademischer Verlag; 2003; 5. Auflage]. 

Bei einer längeren Behandlungsdauer zeigten sich in Studien mit 300mg/Tag keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zu 100mg/Tag mehr, weshalb angeraten werden kann, nach einer 12-wöchigen Eingangsdosierung von 300mg auf 100mg/Tag zu reduzieren.

Wichtig: Phosphatidylserin wirkt nicht bei einmaliger Einnahme. Signifikante Verbesserungen ergeben sich erst bei regelmäßiger Supplementierung. Hier zeigen Untersuchungen erste Verbesserungen am Ende des ersten Monats.

 

 

 

 

 

  1. Alzheimer

Alzheimer wird mit einer Akkumulation von Amyloid Beta im Gehirn in Verbindung gebracht. Studien haben gezeigt, dass Phosphatidylserin diese Akkumulation verhindert, was ein Fortschreiten dieser Erkrankung verhindern oder verlangsamen könnte (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17349923 ).

Im Rahmen einer klinischen Untersuchung mit 51 Alzheimer Patienten reduzierte Phosphatidylserin die Symptome und verbesserte die Wahrnehmung, wobei die besten Resultate bei Patienten mit milderen Beeinträchtigungen beobachtet werden konnten (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1609044 ).

Im Rahmen von zwei weiteren Studien mit 104 Alzheimer Patienten im frühen Stadium dieser Erkrankung konnte Phosphatidylserin Symptome von Demenz lindern. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass diese Wirkungen im Lauf der Zeit nachlassen könnten (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8038871 und https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1633433 ).

Auch bei einer klinischen Studie mit 42 senilen Patienten konnten 300 mg Phosphatidylserin Demenzsymptome reduzieren (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3518329 ).

 

  1. AD(H)S

Ein Mangel an Phosphatidylserin senkt das Hirn-Aktivitätsniveau; um dies wieder auszugleichen, schüttet unser Körper vermehrt Stresshormone aus. Eine Supplementierung mit Phosphatidylserin zeigte in einer Studie mit ADS-Kindern eine Erfolgsquote zur Verbesserung der Symptomatik von 92%. Dazu zählten das Kurzzeitgedächtnis, die Aufmerksamkeit und das soziale Verhalten. Auch die Impulsivität und Hyperaktivität konnten gebremst werden. Vor allem stark verhaltensauffällige und impulsive ADHS-Kinder scheinen von Phosphatidylserin zu profitieren.

Im Rahmen von zwei klinischen Studien mit 236 Kindern konnte Phosphatidylserin allein oder in Kombination mit Omega-3 Fettsäuren ADHS Symptome reduzieren. Laut den Autoren einer dieser Studien könnte es bei hyperaktiv impulsiven und emotional und verhaltensmäßig dysregulierten Kindern besonders effektiv sein (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21807480 und https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23495677 ).

Mikronährstoff-Mediziner empfehlen bei AD(H)S 150 bis 200 Milligramm Phosphatidylserin täglich.

 

  1. Stress

Dauerhafter psychischer Stress führt zu einer übermäßigen Ausschüttung von Stresshormonen (v.a. Cortisol). Dadurch kann es zu einer Störung des körpereigenen Stresssystems kommen – der sogenannten Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse). Entgleisungen in diesem System führen zu Depressionen oder Angst. Auch Müdigkeit, Schmerzen und Gereiztheit sind möglich.

Phosphatidylserin hält Cortisol von den Zellen ab. So reduzierte die Supplementierung mit Phosphatidylserin im Rahmen einer klinischen Untersuchung mit 80 Probanden unter emotionalem Stress die Plasmaspiegel sowohl von Cortisol, als auch von ACTH, welches die Cortisolausschüttung kontrolliert (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15512856). Hellhammer et.al verwendeten hierzu 400mg PS und stellten fest, dass sich die Ergebnisse mit höheren Dosierungen (600 oder 800mg) nicht weiter verbesserten.

In einer Studie mit 48 männlichen Studenten wurde den Probanden über 30 Tage entweder 300mg/Tag oder ein Placebo verabreicht. Mentaler Stress wurde über einen im Anschluss an die Einnahme stattfindenden Mathematiktest erzeugt. Im Ergebnis fühlte sich die Phosphatidylserin-Gruppe am Testtag wesentlich klarer und energiegeladener und konnte letztlich auch mit besseren Testergebnissen aufwarten.

Auch im Rahmen von zwei anderen klinischen Untersuchungen mit insgesamt 135 männlichen Probanden konnten 400 mg Phosphatidylserin in Kombination mit Omega-3 Fettsäuren die ACTH- Spiegel und die Cortisolspiegel normalisieren, wobei diese Wirkung nur bei chronisch gestressten Probanden beobachtet werden konnte (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4237891/ und https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22575036). Eine weitere Studie mit jungen Freiwilligen konnte zeigen, dass Phosphatidylserin in einer Dosierung von 300 mg in stressigen Situationen die Ruhe förderte und die Stimmungslage verbesserte (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11842886).

Zur Anwendung bei (chronischem) Stress empfehlen Mikronährstoff-Mediziner pro Tag 200 bis 400 Milligramm Phosphatidylserin.

 

  1. Sport

Phosphatidylserin kann durch die regulierende Wirkung auf Stresshormone im Sport zum Einsatz kommen: Bei übermäßiger körperlicher Bewegung wird Cortisol ausgeschüttet. Eine zu starke Ausschüttung von Cortisol ist mit Leistungsabfall, Muskelschmerzen und starker Müdigkeit verbunden. Dies wird auch mit einem Übertraining in Verbindung gebracht.

Der Einfluss von Phosphatidylserin auf den Cortisolspiegel wurde in einer Doppelblindstudie an Personen untersucht, die an einem Widerstandstraining für alle Muskelgruppen teilnahmen. Die eine Gruppe nahm neben der normalen Ernährung zusätzlich 800 mg Phosphatidylserin ein, während die andere Gruppe ein Placebo erhielt. Unmittelbar nach dem Training wurde jeweils der Cortisol- und Testosteronspiegel sowie die mentale Leistungsfähigkeit erfasst. Die Auswertung ergab bei der mit Phosphatidylserin supplementierten Gruppe durchgängig einen deutlich niedrigeren Cortisolspiegel nach jeder Trainingsphase. Infolge der geringeren Cortisol-Ausschüttung wies die Phosphatidylserin-Gruppe nach jeder Trainingseinheit zudem einen gesteigerten Testosteronspiegel (erhöhte Cortisol-Spiegel reduzieren die Testosteron-Synthese) auf. Zudem berichtete ein großer Teil der mit Phosphatidylserin supplementierten Teilnehmer von einer verbesserten mentalen Leistungsfähigkeit.

Diesem Ergebnis zur Folge beugt Phosphatidylserin in Verbindung mit Widerstandstraining durch die Hemmung der Cortisolproduktion einem Protein- und damit Muskelkatabolismus vor (Cortisol fördert den Proteinabbau, was zu einem Abbau von Muskulatur führt) und kann schließlich zur Erhöhung der Muskelmasse führen. Darüber hinaus trägt Phosphatidylserin zur Förderung der Regeneration nach dem Training bei [vgl. Cenacchi T, Bertoldin T, Farina C, Fiori MG, Crepaldi G: Cognitive decline in the elderly: A double-blind, placebo-controlled multicenter study on efficacy of phosphatidylserine administration. Aging (Milano). 1993 Apr;5(2):123-33 / Fahey TD, Pearl M: Hormonal effects of phosphatidylserine during 2 weeks of intense training. Abstract submitted to national meeting of the American College of Sports. Medicine; June 1998 / Henrichs D: Handbuch Nähr- und Vitalstoffe, Orthomolekulare Ernährung. Constantia-Verlag; 4.überarbeitete Auflage / Monteleone P et al.: Effects of phosphatidylserine on the neuroendocrine response to physical stress in humans. Neuroendocrinology. 1990 Sep;52(3):243-8 / Monteleone P, Maj M, Beinat L, Natale M, Kemali D: Blunting by chronic phosphatidylserine administration of the stress-induced activation of the hypothalamo-pituitary-adrenal axis in healthy men. Eur J Clin Pharmacol. 1992;42(4):385-8].  

Im Rahmen einer Studie der University of Mississippi haben zwei Probandengruppen acht Mal pro Woche ein Widerstandstraining durchgeführt. Eine Gruppe erhielt 600 mg Phosphatidylserin/Tag die andere Grupp ein Placebo. Direkt im Anschluss an das Training wurden Cortisol- und Testosteronwerte bestimmt, sowie die mentale Leistungsfähigkeit erfasst. Im Ergebnis waren bei der Phosphatidylserin-Gruppe durchgehend niedrigere ACTH- und Cortisolspiegel (bis zu 30%) sowie höhere Testosteronwerte nachweisbar. Ein großer Teil der Phosphatidylserin-Gruppe berichtete zudem von einer besseren mentalen Leistungsfähigkeit.

Weitere Studien, die von der University of Wales zusammengefasst wurden, kamen zu folgenden Ergebnissen:

  • Die Gabe von 100-500 mg Phosphatidylserin nach dem Training bei jungen Athletinnen führte zu einem Rückgang der Cortisolwerte.
  • Einer Gruppe von acht untrainierten, aber gesunden Männern im Alter von 24-42 Jahren wurde 10 Minuten vor dem Training auf einem Fahrradergometer 800 mg Phosphatidylserin gegeben, die andere Gruppe bekam ein Placebo. Im Ergebnis konnten in der Phosphatidylserin-Gruppe um 30% reduzierte Cortisolwerte gemessen werden.

Phosphatidylserin ist somit in der Lage, durch die Beeinflussung des Cortisol- und Testosteronaufkommens einen Muskelkatabolismus aufzuhalten, die Regeneration nach dem Training zu fördern und Übertrainingszustände zu reduzieren. Dosierungen gehen in den untersuchten Studien bis zu 800 mg/Tag. Darüber sind weitere keine positiveren Wirkungen mehr zu erwarten. Nach dem Training und abends sind vermutlich die bevorzugten Einnahmezeitpunkte.

 

 

Bioverfügbarkeit & Dosierung

Die Wirksamkeit einer oralen Aufnahme von Phosphatidylserin auf neuronale Membranen und auf Neurotransmitter, wie Acetylcholin, Noradrenalin, Dopamin und Serotonin, ist wissenschaftlich gut belegt [vgl. Toffano et al., 1976; Casamenti et al., 1979; Argentiero und Tavolato, 1980]. Radioaktiv markiertes Phosphatidylserin konnte 30 Minuten nach der Einnahme im Blut und anschließend auch nach Passage der Leber und der Blut-Hirnschranke im Gehirn nachgewiesen werden.

Phosphatidylserin wird dabei sehr wahrscheinlich im Dünndarm nicht als Ganzes aufgenommen, sondern in seine Bestandteile zerlegt, die nach der Aufnahme dann wieder zu Phosphatidylserin synthetisiert werden. Im Anschluss wird Phosphatidylserin hauptsächlich zur Leber sowie zum Gehirn transportiert und dort gespeichert.

Nach bisherigen Erkenntnissen ist Phosphatidylserin sicher und gut verträglich: 300 Milligramm pro Tag für knapp vier Monate riefen keine nennenswerten Nebenwirkungen hervor. In seltenen Fällen können Magenverstimmungen auftreten. Bei einer Dosierung von über 600 Milligramm täglich kann es außerdem zu Schlafstörungen kommen.

Es gibt keine offiziellen Einnahmeempfehlungen für Phosphatidylserin, aber bei klinischen Studien lag die verwendete Dosierung im Allgemeinen zwischen 200 und 400 mg pro Tag.

Je nach Anwendungsbereich können in der Literatur folgende Dosierungen gefunden werden:

  • Gedächtnis: 100-300 mg
  • AD(H)S: 150-200 mg
  • Stress: 200-400 mg
  • Sport: 400-800 mg

Oft wird zudem eine Kombination von Phosphatidylserin mit Omega 3-Fettsäuren (EPA & DHA) aufgrund der synergistischen Wirkung empfohlen, da der Körper Omega-3-Fettsäuren in Phosphatidylserin einbauen kann.

 

Mögliche Wechselwirkungen

  • Trocknende Medikamente (Anticholinerge Wirkstoffe): Einige trocknende Medikamente werden als anticholinerge Medikamente bezeichnet. Phosphatidylserin könnte die Spiegel von Chemikalien erhöhen, die die Wirkung dieser trocknenden Medikamente reduzieren könnten
  • Medikamente gegen Alzheimer (Anticholinesterase Hemmer): Phosphatidylserin könnte im Körper die Spiegel einer Chemikalie namens Acetylcholin erhöhen. Auch Medikamente gegen Alzheimer, die als Anticholinesterase Hemmer bezeichnet werden, erhöhen die Acetylcholin Spiegel. Eine Einnahme von Phosphatidylserin in Kombination mit Medikamenten gegen Alzheimer könnte Wirkungen und Nebenwirkungen dieser Medikamente gegen Alzheimer verstärken.
  • Unterschiedliche Medikamente gegen grünen Star, Alzheimer und andere Erkrankungen (Cholinerge Medikamente): Phosphatidylserin könnte im Körper die Spiegel einer Chemikalie namens Acetylcholin erhöhen. Diese Chemikalie ähnelt einigen Medikamenten, die zur Behandlung von grünem Star, Alzheimer und anderen Krankheiten eingesetzt werden. Eine Einnahme von Phosphatidylserin mit diesen Medikamenten könnte das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.
  • Antiphospholipid-Syndrom: Beim Antiphospholipid-Syndrom greift das Immunsystem körpereigene Phospholipide an. Häufig haben Betroffene ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnseln, Schlaganfall oder Herzinfarkt. Viele Betroffene weisen dann im Blut auch Antikörper gegen Phosphatidylserin auf. Patienten mit dieser Erkrankung sollten zur Sicherheit kein Phosphatidylserin einnehmen. Die Einnahme ist noch nicht untersucht.

 

 

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