Entzündungen der Harnblase
Weltweit gibt es jedes Jahr rund 150 Millionen Fälle von Blasenentzündungen. 25-30% der Frauen haben im Laufe ihres Lebens mindestens eine Blasenentzündung. Die Infektion wird hauptsächlich durch Coli-Bakterien (Escheria coli) verursacht, die über den Darm übertragen werden.
Aufgrund ihres kürzeren Harnwegs haben Frauen ein höheres Risiko. Wenn die Schleimhäute des Scheideneingangs von Darmkolibakterien besiedelt sind, ist das Risiko besonders groß.
Viele Frauen bekommen nach den Wechseljahren Harnwegsinfekte, weil ihre Schleimhaut infolge eines verringerten Östrogenspiegels austrocknet.
Coli-Bakterien sind ein natürlicher Bestandteil der natürlichen Mikroflora im Darm, jedoch nicht in der Blase. Wenn Coli-Bakterien in die Harnwege und die Blase gelangen, werden die weißen Blutkörperchen der Immunabwehr angezogen und es treten Symptome einer Blasenentzündung auf.
Wenn die Infektion nicht behandelt wird, dringen die Bakterien in rund 5% der Fälle über die Harnröhre in das Nierenbecken vor und verursachen eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis).
Antibiotika sind in der Therapie von Entzündungen der Harnblase zwar i.d.R. wirksam, haben jedoch einige Nebenwirkungen und es besteht v.a. die Gefahr, dass sich Resistenzen entwickeln. Darüber hinaus behandeln Antibiotika nicht die zugrunde liegende Ursache, wie beispielsweise eine schwache Immunabwehr.
Der große Vorteil naturheilkundlicher Ansätze ist, dass sie bei konsequenter Durchführung mindestens ähnlich wirksam sind wie Antibiotika. Mit dem zentralen Unterschied, dass sie keine negativen Nebenwirkungen mit sich bringen, gleichzeitig das Immunsystem stärken und somit zu einer ursächlichen und nicht nur symptomatischen Behandlung beitragen. Eine erneute Infektion tritt daher mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit auf. Nach einer Antibiotika-Therapie hingegen besteht die Gefahr, dass es aufgrund der nun in Mitleidenschaft gezogenen Darmflora zu einer Schwächung des Immunsystems kommt, oft zu Pilzinfektionen (Darmpilz und/oder Scheidenpilz) und nicht selten sehr bald zur nächsten Blasenentzündung.
Studienlage zum Einsatz von Mikronährstoffen als Alternative zur Antibotikum-Therapie
D-Mannose kann bei Harnwegsinfekten und Blasenentzündungen helfen und oft auch nebenwirkungsreiche Antibiotika ersetzen. D-Mannose ist eine Zuckerart, die mit Glucose verwandt ist, aber im Körper kaum verstoffwechselt wird. D-Mannose wird stattdessen mit dem Urin ausgeschieden. Auf ihrem Weg durch die Blase bindet die D-Mannose jene Bakterien an sich, die Harnwegsinfekte und Blasenentzündungen verursachen. Gebunden an die D-Mannose können sich die Bakterien nicht mehr an der Blasenwand festhalten (vgl. Hung, Chia-Suei, et al. "Structural basis of tropism of Escherichia coli to the bladder during urinary tract infection." Molecular microbiology 44.4 (2002): 903-915).
Die präventive Wirkung der D-Mannose konnte in einer klinischen Studie in Kroatien bestätigt werden (vgl. Kranjčec Bojana, Dino Pape, and Silvio Altarac. "D-mannose powder for prophylaxis of recurrent urinary tract infections in women: a randomized clinical trial." World journal of urology 32.1 (2014): 79-84): 308 Frauen mit akuter Blasenentzündung, die auch in der Vergangenheit immer wieder unter Harnwegsinfekten gelitten hatten, wurden nach der üblichen Behandlung mit Antibiotika in drei Gruppen aufgeteilt:
Sechs Monate lang erhielt Gruppe 1 täglich 2 Gramm D-Mannose, Gruppe 2 erhielt im selben Zeitraum täglich 50 mg des Antibiotikums Nitrofurantoin, und Gruppe 3 führte keine prophylaktischen Maßnahmen durch und diente folglich als Kontrollgruppe. Insgesamt erlitten im Studienzeitraum 98 der Frauen erneut eine Blasenentzündung, 62 davon gehörten zur Kontrollgruppe. Aus der Antibiotikagruppe bekamen immerhin 21 Frauen erneut eine Blasenentzündung und aus der D-Mannose-Gruppe nur 15 Frauen. Die Forscher schlossen ihre Studie mit den Worten, dass sich D-Mannose sehr gut zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten und Blasenentzündungen eigne – gerade für Menschen, die unter ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden.
Im Auftrag des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) wurde untersucht, ob pflanzliche Mittel bei wiederkehrender Blasenentzündung helfen. Das Fazit der Wissenschaftler: Der präventive Einsatz von Cranberry-Präparaten kann bei Frauen mit unkomplizierter wiederkehrender Blasenentzündung sinnvoll sein. Denn im Vergleich mit einer Placebo-Behandlung ergibt sich auf Basis mehrerer randomisiert kontrollierter Studien ein Hinweis darauf, dass der Infekt dann nicht oder erst später wiederkehrt.
Für die Beantwortung der Frage, ob pflanzliche Mittel bei wiederkehrenden unkomplizierten Blasenentzündungen helfen, identifizierte das vom IQWiG beauftragte Wissenschaftsteam 15 geeignete Studien. Die meisten der eingeschlossenen Studien untersuchten dabei Präparate, die Cranberry enthalten. Hier zeigt sich ein Hinweis auf einen Nutzen von Cranberry im Vergleich zu Placebo – sowohl was die Rezidivrate der Harnwegsinfektion angeht als auch bezüglich des Zeitraums bis zum ersten Wiederauftreten (Rezidiv). In Hinblick auf die Vermeidung von Rezidiven gibt es neben den Cranberry-Präparaten für ein Präparat aus Liebstöckelwurzel, Rosmarinblättern und Tausendgüldenkraut Anhaltspunkte für einen Zusatznutzen, also einen Mehrwert, im Vergleich zu der alleinigen Behandlung mit Antibiotika.
Verschiedene Beobachtungsstudien und jeweils eine klinische Studie belegen, dass die pflanzlichen Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettich bei unkomplizierten Atemwegsinfekten und Blasenentzündungen wirksam und gut verträglich sind und sogar langfristig eingenommen die Rückfallquote bei Harn- und Atemwegsinfektionen senken können.
Zahlreiche Studien zeigen, dass die enthaltenen Senföle antibakteriell, entzündungshemmend und antiviral wirken. Dabei zeigte sich u.a., dass erst durch die Kombination der Senföle beider Pflanzen eine besonders starke Wirkung gegen viele verschiedene Bakterienarten erreicht wird. Neben einer direkten wachstumshemmenden und keimabtötenden Wirkung haben die Senföle auch einen Effekt auf die bakterielle Biofilmbildung sowie das Eindringen der Bakterien in die Zellen der Blaseninnenwand (Internalisierung). Gerade im Hinblick auf wiederkehrende Blasenentzündungen sind dies nach aktuellem Wissensstand essenzielle Mechanismen. Zudem greifen die Senföle an den für die Entzündungsvermittlung relevanten Signalwegen ein und tragen so zu einer Linderung der häufig sehr schmerzhaften Symptome einer Blasenentzündung bei.
Die Aminosäure L-Methionin hat eine harnansäuernde Wirkung: Für den Muskelerhalt benötigt der Körper ca. 0,5 g/Tag Methionin. Nimmt man mehr als 1,5 g/Tag zu sich, muss der Körper den Überschuss abbauen. Bei diesem Abbau entsteht Sulfat, das über die Nieren ausgeschieden wird. Dabei werden Protonen in den Harn sezerniert und dieser wird so angesäuert.
Dieser Effekt wird in der Behandlung von Harnwegserkrankungen ausgenutzt, bei denen ein saurer pH-Wert im Urin die Anheftung von Bakterien an die Urothel-Zellen sowie das Bakterienwachstum hemmt. Zudem hemmt Methionin die Bildung von Nierensteinen, verbessert die Steinlöslichkeit und unterstützt die Wirkung bestimmter Antibiotika.
Die Wirkung des Kürbis‘ wurde erstmals im 16. Jahrhundert im Zusammenhang mit den Harnwegen beschrieben. Heute weiß man, dass die wirksamen Inhaltsstoffe in seinen Samen, also den Kürbiskernen, zu finden sind. Deren positive Wirkung auf die Blase wurde vielfach wissenschaftlich untersucht. Bemerkenswert ist hierbei, dass diese Wirkstoffe nicht wie oft vermutet im beliebten Kürbiskernöl, sondern ausschließlich in der Schale der Kürbiskerne enthalten sind.
Kürbiskerne sind zur Stärkung und Kräftigung der Blasenfunktion sowie zur Behandlung von Reizblase und Miktionsbeschwerden bei BPH indiziert. Für aus dem Kürbiskern isolierte Phytosterole wurden antiphlogistische, antimikrobielle, prostatotrope und urodynamische Effekte nachgewiesen. Neben den spezifischen Phytosterolen können auch unspezifische Inhaltsstoffe wie ungesättigte Fettsäuren, bestimmte Aminosäuren, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente an der therapeutischen Wirkung des Kürbissamens beteiligt sein.
Bereits in Erfahrungsberichten der 1960er-Jahre wurde die beruhigende und regulierende Wirkung des Ölkürbissamens auf die Blase ("Blasentonikum") beschrieben. Später wurde in einer offenen Studie die Wirkung von täglich 6 g Kürbissamen bei 101 Patienten mit Reizblase geprüft. Während der Behandlung besserten sich die Beschwerden und der Miktionsindex (Tagesharnmenge/Anzahl der Miktionen): Nach acht Behandlungswochen hatte sich die durchschnittliche Harnmenge pro Miktion um fast 60% erhöht. Zu häufiges und schmerzhaftes Wasserlassen waren spürbar zurückgegangen. Über 80% der Patienten gaben eine subjektive Besserung an.
Neben einer wundheilenden Kraft schrieb man der Goldrute schon vor Jahrhunderten eine weitere therapeutische Eigenschaft zu: die harntreibende Wirkung. Diese konnte von der modernen Phytotherapie bestätigt werden. So ist Goldrutenkraut heute indiziert zur Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und zur vorbeugenden Behandlung bei Harnsteinen und Nierengrieß. Als wirksame Inhaltsstoffe gelten unter anderem Flavonoide, Saponine und Phenolglykoside. Neben der diuretischen Wirkung sind auch entzündungshemmende, analgetische und schwach spasmolytische Eigenschaften für Goldrutenkraut nachgewiesen. Sie erweisen sich als günstig bei Harnwegsinfekten, beispielsweise Blasenentzündungen.
Die im Rosmarin enthaltenen Inhaltsstoffe sind u.a. ätherische Öle, Gerbstoffe, Flavonoide, Bitterstoffe und Harze. In der Volksheilkunde findet Rosmarin seinen Einsatz vorwiegend zur Anregung des Gallen- und Harnflusses, bei Wunden und Ekzemen sowie bei Magen-Darm-Beschwerden.
Liebstöckel bzw. die Liebstöckelwurzel gehört ebenfalls zu den altbewährten Heilpflanzen, wenn es um eine natürliche Therapie von Blasenentzündungen, Nierenproblemen sowie Harnsteinleiden geht. So fördern zum Beispiel die im Liebstöckel enthaltenen ätherischen Öle u.a. die Ausscheidung des Urins über die Nieren – sie wirken diuretisch, wie es im Fachjargon heißt. Die ableitenden Harnwege werden also stärker durchgespült. Bakterien haben es dadurch indirekt schwerer, sich an die Schleimhaut anzuheften, und werden mit dem Urin ausgeschwemmt.
Eine klinische Studie (vgl. Wagenlehner, F.M. et al.: Urol Int 2018; 101:327-336) mit über 600 Patientinnen aus dem Jahre 2018 hat eine Kombination aus Rosmarin, Liebstöckel und Tausendgüldenkraut mit der meistverordneten Antibiotika-Therapie bei akuter, unkomplizierter Blasenentzündung verglichen. Das Ergebnis: 84% der Frauen in der Pflanzenpräparat-Gruppe benötigten kein zusätzliches Antibiotikum. Hinsichtlich der Zeit bis zum Wirkungseintritt und der Reduktion der Symptome waren beide Behandlungsstrategien gleichwertig. Und im Vergleich zur Antibiotika-Therapie wurden unter der Pflanzen-Dreier-Kombination weniger Magen-Darm-Beschwerden beobachtet.
Zink trägt zur Erhaltung eines normalen Immunsystems bei: Weiße Blutkörperchen wie bspw. Makrophagen nutzen Zink als giftige Waffe zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionen.
Vitamin D erhöht die Produktion von Cathelicidin, einem antimikrobiellen Peptid, das möglicherweise in der Lage ist, das Eindringen von infektiösen Mikroorganismen in die Blasenschleimhaut zu verringern, indem es sich an die Haftpartikel von Krankheitserregern wie E. coli bindet (ein ähnlicher Mechanismus wie bei D-Mannose) und die Immunantwort stimuliert. Dies wird durch eine Studie mit Frauen nach der Menopause bestätigt, bei der festgestellt wurde, dass Frauen mit einem Mangel an diesem Vitamin häufiger an Harnwegsinfektionen leiden. In der Studie wurde der Vitamin-D-Spiegel von Frauen mit rezidivierenden Infektionen mit dem von Frauen verglichen, bei denen keine derartigen Episoden auftraten, und es wurde ein deutlich niedrigerer Vitamin-D-Spiegel in der ersten Gruppe festgestellt (9,8 ng/ml im Vergleich zu durchschnittlich 23 ng/ml).
Vitamin A trägt zu einer normalen Funktion der (Blasen-)Schleimhaut bei.