Der Harz von Guggul, dessen Name übersetzt „jenes, das vor Krankheiten bewahrt“ bedeutet, wird als Räucherwerk zur Abwehr von Moskitos genutzt. Im Ayurveda wird Guggul innerlich v.a. bei Gelenkbeschwerden wie Rheuma, Arthrose oder Arthritis verwendet, was auf seine antiseptische, entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung zurückgeführt wird. Aber auch bei Übergewicht, hohem Cholesterinspiegel, Arteriosklerose, Zysten und Abszessen kommt Guggul im Ayurveda zum Einsatz.
Die erste wissenschaftliche Arbeit zu Guggul aus dem Jahre 1966 hatte dessen Einfluss auf den Fettstoffwechsel zum Thema, insbesondere die Relation zwischen Übergewicht und Arteriosklerose. Es konnte beobachtet werden, dass sich bei Patienten, denen Guggul-Harz verabreicht wurde, nicht nur der Zustand der Blutgefäße, sondern auch ihr Übergewicht verbesserte.
Heute weiß man aus klinischen Versuchen, dass Guggul-Extrakt
- die Proliferation von Fibroblasten (Fibroblasten spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau von Bindegewebe sowie bei der Wundheilung) stimuliert
- die Kollagen Typ I Synthese erhöht
- Matrix-Metalloproteinasen (bei der Entstehung von Tumorzellen wird der Aufbau tumoreigener Blutgefäße und der Abbau von Basalmembranen durch Matrix-Metalloproteasen unterstützt; es handelt sich bei Matrix-Metalloproteasen daher um Enzyme, mit deren Hilfe bösartige Krebszellen metastasieren) hemmt
- Elastase Expression (Pankreas Elastase ist ein Verdauungsenzym; ein erhöhter Wert indiziert eine Bauchspeicheldrüsenentzündung) hemmt
Guggul-Extrakt wurde zudem in-vitro getestet und zeigte dabei
- eine hemmende Wirkung auf die HMG-CoA-Reduktase-Aktivität (hemmt die Cholesterinbiosynthese durch Inhibition eines frühen Schrittes der Biosynthese und senkt so v.a. das LDL-Cholesterin)
- Hemmung der Alpha-Glucosidase-Aktivität und dadurch verminderte Resorption von Glucose (à Diabetes)
- eine anti-adipogene Wirksamkeit durch Hemmung der Pre-Adipozyten („Vorstufe“ von Fettzellen)-Differenzierung und Lipolyse der Adipozyten (bei der Lipolyse werden gespeicherte Fette schrittweise in Glyzerin (oder Cholesterin) und freie Fettsäuren zerlegt)
- Regelung sowohl des Glukosestoffwechsels als auch der Fettverbrennung durch Stimulierung der AMPK-Aktivität (AMP-aktiviertes Protein Kinase erhöht die Fettverbrennung)
Wirkstoffe
Hauptwirkstoffe von Guggul-Extrakt sind seine Steroide, die so genannten Guggulsterone, die hinsichtlich der therapeutischen Anwendung den großen Unterschied zwischen Guggul (Commiphora mukul), dem Gummiharz des Balsambaumes, und allen anderen Commiphora (= Myrrhe)-Gewächsen ausmachen.
Dabei sind v.a. zwei der Guggulsterone für die cholesterin- und gewichtsreduzierenden Wirkungen des Harzes verantwortlich zu sein: E- und die Z-Guggulsterone. Dass sie in den Fettstoffwechsel eingreifen, ist mittlerweile wissenschaftlich gut dokumentiert. Wie genau dieser Eingriff erfolgt, ist noch Gegenstand der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion: Guggulsterone könnten über ihren Einfluss auf die Gallenflüssigkeit die Fettaufnahme reduzieren oder direkt die Schilddrüsenfunktion und damit den „hormonellen Fettabbau“ anregen. Ferner wurde festgestellt, dass Guggul-Extrakt bestimmte Rezeptoren in der Leber aktiviert, die bewirken, dass mehr LDL-Cholesterin aus dem Körper gebunden wird.
Cholesterin- und Fettstoffwechsel
Laut einer aktuellen Studie des UT Southwestern Medical Centers in Dallas blockiert Guggulu den so genannten Famesoid-X-Rezeptor, der im Cholesterinhaushalt des Menschen eine zentrale Rolle spielt. Demnach führt eine tägliche Dosis von 10 bis 15 g (Achtung: Hier geht es um Pulver / 10g Pulver entsprechend 2 g (4 Kapseln) des 5:1 Extraktes) nach drei Monaten im Blut zu einer Cholesterinsenkung von bis zu 25% und zu einer Triglyzeridsenkung von bis zu 30%. Die ersten Verbesserungen am Blutfettspiegel treten nach etwa 2 Wochen ein.
Die bemerkenswerteste Studie zu Guggul hinsichtlich dessen Einflusses auf das Körpergewicht, stammt aus dem Jahre 1995 und wurde am Ayurveda Research Centre in Mumbai durchgeführt. Dabei wurden 58 übergewichtige Patienten in zwei Gruppen eingeteilt: beide Gruppen wurden dazu angehalten, sich kalorienarm zu ernähren und eine halbe Stunde täglich spazieren zu gehen; die andere Gruppe erhielt zusätzlich noch einen Guggul-Extrakt. Bereits nach einem Monat zeigte sich in beiden Gruppen eine deutliche Gewichtsreduktion. Die Guggulu-Patienten hatten jedoch um durchschnittlich 0,6 kg mehr an Körpergewicht verloren, und Probanden mit >90 kg Körpergewicht sogar 2,25 kg mehr als jene in der Kontrollgruppe.
Akne
Mehrere Studien konnten zeigen, dass Guggul sowohl als adjuvante, als auch als vollständige Alternativ-Therapie für nodulocystische (eine besonders schwere AkneForm) Akne geeignet ist (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16473756/ ). Eine Studie mit 21 Probanden konnte belegen, dass bereits die Einnahme von 25 mg Guggulsteron genauso effektiv wie Tetracyclin (ein Antibiotikum, das oft bei Akne eingesetzt wird) ist (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7798429/ ). Zusätzlich hierzu sprachen Menschen mit fettiger Haut signifikant besser auf Guggulsteron als auf die Tetracyclin Behandlung an. Eine weitere Studie konnte nachweisen, dass die Einnahme von Guggul über sechs Wochen dabei half, Akne zu behandeln, ohne relevante Nebenwirkungen zu entfalten (vgl. https://ijdvl.com/oral-gugulipid-in-acne-vulgaris-management/ ).
Schilddrüsenunterfunktion
Studien legen nahe, dass Guggul Extrakte eine Schilddrüsenunterfunktion lindern könnten, indem sie die Jodaufnahme erhöhten und die Aktivität der Enzyme steigern, die von der Schilddrüse produziert werden (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17340256/ und https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15798994/ ). Eine Humanstudie untersuchte die Behandlung einer Schilddrüsenfunktion unter Verwendung von Guggul-Tabletten und einem Punarnavadi-Kashayam-Aufguss. Die Resultate zeigten, dass diese Behandlung Anzeichen und Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion wie Schwäche, Erschöpfung und Muskelschmerzen reduzierte (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6287405/ ).
Osteoarthritis
Die Autoren einer Studie aus dem Jahre 2003 haben sowohl präklinische als auch klinische Untersuchungen mit Guggul zur Schmerzlinderung und zur Verträglichkeit bei älteren Patienten mit Osteoarthritis durchgeführt. In die Studie wurden 30 männliche und weibliche Teilnehmer aufgenommen, die die Einschluss-/Ausschlusskriterien erfüllten und einen Wert von 2 oder mehr auf der Kellegran-Lawrence-Skala für mindestens ein Knie aufwiesen. Guggul wurde in Kapselform (500 mg Extrakt) zusammen mit der Nahrung verabreicht. Am Ende der Behandlung gab es einen signifikanten Unterschied in den Ergebnissen im Vergleich zur Kontrollgruppe. Bei der primären Messgröße, dem WOMAC-Gesamtscore (der Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index (WOMAC) ist ein auf den Patienten bezogener Selbsteinschätzungsfragebogen und bietet die Möglichkeit, die wichtigsten und alltagsrelevanten Konsequenzen einer Arthrose zu evaluieren), verbesserten sich die Teilnehmer nach einmonatiger Einnahme des Nahrungsergänzungsmittels deutlich (P < 0,0001) und verbesserten sich auch nach zwei Monaten und bei der Nachuntersuchung weiter. Während des Versuchs wurden keine Nebenwirkungen gemeldet, so dass die Autoren schlussfolgern, dass sich Guggul-Extrakt als adjuvante Therapie bei Osteoarthritis empfiehlt (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12776478/ ).
Sport
Für Sportler und insbesondere für Bodybuilder ist Guggul-Extrakt als diätunterstützendes Mittel interessant, da die Umwandlung des Schilddrüsenhormons T4 in T3 trotz Kalorienreduktion nicht so stark gedrosselt wird, wenn Guggulsterone eingenommen werden. Die parallele Einnahme der Ephedrin/Coffein-Kombination und Guggulsteronen könnte den Fettabbau deutlich beschleunigen. Viele Sportler vergleichen die Wirkung mit der von Clembuterol, kombiniert mit niedrig dosierten synthetischen Schilddrüsenhormonen.
Dosierung
Für den präventiven Einsatz werden ~50mg täglich (1 Kapsel) empfohlen. Für die Behandlung von Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen werden in einschlägigen Studien 70-90 mg (~2 Kapseln) Guggulsterone empfohlen, verteilt auf 2 Portionen pro Tag.