Was sind Vitalpilze (oder auch „Heilpilze“ genannt) eigentlich?
Von Vitalpilzen spricht man bei jenen Pilzarten, denen eine Heilwirkung unterstellt wird und die wissenschaftlich gut untersucht sind. Unter den etwa 1,5 Millionen Pilzarten, die wir kennen, gibt es etwa ein Dutzend Pilze, die Stand heute in diese Kategorie fallen.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden Vitalpilze schon seit über 5000 Jahren verwendet. Aber selbst in der Schulmedizin in Japan und China sind einige Vitalpilze seit knapp 40 Jahren fester Bestandteil, v.a. im Rahmen der Krebstherapie.
Welche Stoffe sind in Vitalpilzen enthalten?
In allen Vitalpilzen sind zahlreiche Spurenelemente, Mineralstoffe (bspw. das Blutdruck senkende Kalium) und Ballaststoffe (v.a. Beta-Glucane) enthalten.
Beta-Glucane sind für die positive Wirkung auf das Immunsystem verantwortlich (s. folgenden Abschnitt), wirken aber auch antibakteriell, an vielen Stellen des Körpers antioxidativ und können wie „Kleister“ Löcher schließen, was bspw. im Rahmen von Leaky Gut oder anderer Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt relevant ist, und worauf im Folgenden noch detailliert eingegangen wird.
Ebenfalls von großer Bedeutung sind die Triterpene, quasi die ätherischen Öle der Vitalpilze. Der Reishi enthält den vermutlich höchsten Anteil an Triterpenen, wenngleich sie in allen Vitalpilzen vorkommen. Dabei handelt es sich um Boten- und Abwehrstoffe in den Pilzen, die im menschlichen Organismus antioxidativ, entzündungshemmend und immunstärkend wirken.
Weitere Inhaltsstoffe sind Statine, die eine übermäßige Cholesterinbildung hemmen, und Glykoproteine und Lektine, die zu den stärksten in freier Natur vorkommenden Immunmodulatoren zählen.
Vitalpilze als immunmodulierende Adaptogene
Pilze haben schon immer die gleichen Feinde gehabt wie wir Menschen.
Das, was wir als Pilz kennen, ist der sogenannte Fruchtkörper. Der eigentliche Baum ist unter der Erde – das sogenannte Myzel. Das Myzel hat eine riesige Oberfläche, ist teilweise nur eine Zellschicht dick und hat damit eine sehr große Angriffsfläche gegen Pathogene. Daher haben Pilze im Laufe der Evolution starke Abwehrmechanismen entwickelt. Wenn wir Pilze zu uns nehmen, können diese Stoffe im Körper Selbiges wie im Pilz bewirken.
Pilze können unser Immunsystem wieder ins biologische Optimum bringen, Gleichgewichte wiederherstellen und wirken so immunmodulierend. Vitalpilze werden daher auch als Adaptogene bezeichnet: d.h. die machen genau das, was dem Körper fehlt: stellen Grundimmunität wieder her, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Bei allergischen Reaktionen, Autoimmunerkrankungen etc fahren sie dagegen die Immunreaktion herunter.
Wie ist diese adaptogene Wirkung von Vitalpilzen biochemisch zu erklären?
Alle Pilze enthalten verzweigte Ballaststoffe, die sog. Beta-Glucane. Dies sind hochmolekulare Polysaccharide, bei denen der Körper nicht genau weiß, ob es sich dabei um Nahrung oder ein Pathogen handelt, so dass unser Körper das Immunsystem „auf Bereitschaft“ setzt und kompetent macht. D.h. Vitalpilze trainieren das Immunsystem: nicht zu schwach, aber auch nicht so stark, dass es überreagiert in Gestalt von Autoimmunreaktionen oder starken Entzündungen. Diesen kleinen Stressreiz, der dazu führt, dass der Körper am Ende stärker ist als zuvor, nennt man „Hormesis“ und meint nichts anderes als die schon von Paracelsus formulierte Hypothese, dass geringe Dosen pathogener Substanzen eine positive Wirkung auf unseren Körper haben können.
Die positive Wirkung der Beta-Glucane auf das Immunsystem ist mittlerweile durch zahlreiche Studien belegt. Siehe dazu auch https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33322069/ “β-glucans also have immune-modulating effects, leading to their investigation as adjuvant agents for cancers (solid and haematological malignancies), for immune-mediated conditions (e.g., allergic rhinitis, respiratory infections), and to enhance wound healing. The therapeutic potential of β-glucans is evidenced by the fact that two glucan isolates were licensed as drugs in Japan as immune-adjuvant therapy for cancer in 1980.”
Ferner zeigt bspw. diese Studie aus dem Jahr 2017 den positiven Einfluss von Beta-Glucanen bei Erkrankungen der obere Atemwegserkrankungen bei älteren Menschen: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28606567/
Konkret erfolgt die Stimulierung des Immunsystems über sogenannte „Toll-like-Rezeptoren“ (TLR), bei denen v.a. der TLR-2 für die Beta-Glucane aus Pilzen relevant ist. TLRs gehören zu unserem angeborenen Immunsystem und dienen der Erkennung von Pathogen-Strukturen (Strukturen, die auf oder in Krankheitserregern vorkommen), so dass der Körper zwischen körpereigenen und fremden Stoffen unterscheiden kann. Werden solche Strukturen erkannt, steuern die TLRs die Aktivierung und Modulierung des antigenspezifischen (sog. „erworbenen“) Immunsystems.
Diese Funktion der Vitalpilze ist ebenfalls durch wissenschaftliche Studien belegt worden. So konnte bei Menschen, die regelmäßig Vitalpilze einnehmen, eine höhere Anzahl Leukozyten und diese auch stark ausdifferenziert nachgewiesen werden (s. bspw. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25866155/). Nach täglicher Einnahme einer Hand voll Shiitake Pilze über vier Wochen konnte bspw. eine Verdoppelung der NK-Zellen (natürliche Killerzellen) oder 60% mehr T-Zellen nachgewiesen werden.
Auch zum myelodysplastischen Syndrom (MDS), das eine Reihe von Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen zu wenig funktionstüchtige Blutzellen gebildet werden, umfasst, gibt es vielversprechende Studien – u.a. zur immunmodulierenden Wirkung des Maitake: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25351719/ “Maitake was well tolerated. Enhanced in vitro neutrophil and monocyte function following treatment demonstrate that Maitake has beneficial immunomodulatory potential in MDS.“
Auch zum Agaricus blazei gibt es zahlreiche Studien zu seinen immunmodulierenden Eigenschaften. Eine sehr aktuelle in vivo Studie am Menschen legt bspw. die Verbesserung der Leberwerte bei Hepatitis B-Patienten nahe: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18370584/ „The mushroom Agaricus blazei Murill extract normalizes liver function in patients with chronic hepatitis B.“
Es gibt zudem auch zahlreiche Studien zu Beta-Glucanen aus Hefe, gerade zur Virenabwehr: Die Schleimhäute und das Immunsystem um die Schleimhäute herum sind dank der Beta-Glucane besonders aktiv und können Viren gut abwehren.
Vitalpilze bei Magen-Darm-Erkrankungen
Um die Wirkung von Vitalpilzen auf den Magen-Darm-Trakt verstehen zu können, schauen wir uns diesen zunächst ein wenig genauer an:
Toxine und Krankheitserreger kommen immer zuerst mit dem Epithel, d.h. der obersten Schicht des Schleimhautgewebes, in Kontakt. Das Epithel im Magen-Darm-Trakt ist v.a. im Dünndarm sehr dünn. Es muss Pathogene abhalten, aber gleichzeitig Mikronährstoffe aufnehmen und ist daher ein sehr sensibles System, das leicht aus dem Gleichgewicht geraten kann.
Das Epithel im Magen-Darm-Trakt ist mit einer Schleimschicht, der sogenannten Mukus-Schicht, überzogen, die zum Einen eine mechanische Barriere darstellt, aber auch bestimmte Stoffe (Antikörper, Defensine, Immunproteine) enthält, die eine Infektion des Epithels vermeiden sollen.
Starten wir bei unserer Reise durch den Magen-Darm-Trakt oben in der Speiseröhre. Eine Entzündung der Speiseröhre, die das Epithel beeinträchtigt, kommt meist vom Magen. Dabei ist zu beachten, dass Sodbrennen sowohl von einem über-, als auch von einem untersäuerten Magen kommen kann: Bei einer Übersäuerung will sich der Magen der überschüssigen Säure entledigen. Bei einer Untersäuerung (tritt häufig bei Autoimmunerkrankten auf) ist der Effekt wie folgt: die Magensäure schützt uns vor Krankheitserregern. Durch einen Mangel an Magensäure hat man etwa das 1000-fache an Bakterien im Magen, die u.a. Nahrungsbestandteile fermentieren, wodurch Gase entstehen, die aus dem Magensaft in die untere Speiseröhre aufsteigen, platzen und so Sodbrennen auslösen.
Wenn wir von der Speiseröhre weiter durch den Magen-Darm-Trakt in den Magen reisen, müssen wir über ein kleines Bakterium sprechen, das etwa jeder zweite Mensch in sich hat (als kleines Kind streckt man sich oft bei den Eltern oder oft auch einer Katze an): das Helicobacter pylori. Bei intaktem Immunsystem macht dieses Bakterium in der Regel keine großen Schwierigkeiten. Aber bei geschwächtem Immunsystem oder wenn Magen über- oder untersäuert ist, nistet es sich in der Schleimhaut des Magens ein und reizt diese (Gastritis = Magenschleimhautentzündung). Dabei bohrt es sich wie ein Korkenzieher durch unsere Mukus-Schicht in die Magenschleimhaut und führt zu Löchern in der Magenwand. Dabei kapselt es sich in eine Hülle aus Harnstoff ein und schützt sich so vor Magensäure, aber auch vor dem Immunsystem und Antibiotika.
Wenn Magensäure durch diese Löcher auf die darunter liegende Gewebeschicht tropft, können auch schwere Geschwüre bis hin zu Magenkrebs entstehen. Schließlich ist Magensäure ist in etwa so sauer wie eine Autobatterie!
Welche Vitalpilze sollten bei Erkrankungen von Magen und Speiseröhre eingesetzt werden?
Reishi und Hericium in Kombination sind bei Erkrankungen von Magen und Speiseröhre erste Wahl:
Reishi erhöht die Produktion antibakterieller Stoffe in der Mukusschicht in Speiseröhre und Magen, v.a. von löslichem IgA (Immunglobulin, das in Schleimhäuten vorliegt und das Epithel vor Pathogenen schützt) und Defensinen. Siehe hierzu auch: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16798741/ „Reishi polysaccharides induce immunoglobulin production through the TLR4/TLR2-mediated induction of transcription factor Blimp-1“
Hericium verfügt über eine Reihe spezifischer Triterpene, die die Mukusschicht wieder verdicken können, indem die Produktion von Mucinen (der strukturgebende, protektive Bestandteil von Schleim) und Kohlehydratstrukturen erhöht und das Darmepithel so zum Wachstum angeregt wird (daher auch bei Leaky Gut wichtig) = „flickt das Loch“. Siehe dazu auch: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29455967/ „Gastroprotective activity of polysaccharide from Hericium erinaceus against ethanol-induced gastric mucosal lesion and pylorus ligation-induced gastric ulcer, and its antioxidant activities”
Hericium kann zudem selektiv das Helicobacter-Bakterium abtöten, ohne andere „gute“ Bakterien in Mitleidenschaft zu ziehen. Zudem hemmt Hericum die Anheftung von Helicobacter an die Magenwand. Siehe dazu auch: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30806251/ „In Vitro and In Vivo Inhibition of Helicobacter pylori by Ethanolic Extracts of Lion's Mane Medicinal Mushroom, Hericium erinaceus (Agaricomycetes)“
Im Anschluss an den Magen folgt der Dünndarm. Er ist 6-7 Meter lang, sehr dünn (dünner als ein Haar) und aufgefaltet so groß wie ein halbes Fußballfeld. Diese große Oberfläche ist nötig, um Nährstoffe aufzunehmen, stellt aber- gerade auch weil sie so dünn ist – eine große Angriffsfläche für Pathogene dar.
Eine typische Erkrankung des Dünndarms, bei der Vitalpilze helfen können, ist der sog. „Leaky Gut“. Dabei handelt es sich um mikroskopisch kleine Löcher im Darm. Dünndarmzellen haben nur eine mittlere Lebensdauer von etwa fünf Tagen, da sie immer Toxinen, Krankheitserregern etc ausgesetzt sind, so dass sie sich recht häufig regenerieren müssen. Manche Stoffe setzen die Lebensdauer sogar auf nur ca. zwei Tage herab. Wenn dann bspw. die für die Regenration der Dünndarmzellen erforderlichen Mikronährstoffe fehlen und Stoffe wie bspw. Gluten die Verbindung zwischen den Zellen lösen, dann können durch diese mikroskopisch kleinen Löcher unverdaute Nahrungsproteine oder Toxine in den Körper gelangen, was diverse chronische Erkrankungen begünstigt, wie bspw. Autoimmunerkrankungen, Diabetes, allergische Erkrankungen, Bluthochdruck. Gerade Autoimmunerkrankungen hängen sehr häufig mit Leaky Gut zusammen.
Analog zum bereits beschriebenen Prozess der Magenschleimhaut, kann Hericium auch bei Leaky Gut die Regenerationsprozesse beschleunigen, indem es das Darmepithel zum Wachstum anregt. Allerdings dauert es bei Leaky Gut mit etwa 6-8 Monaten deutlich länger als im Magen, bis die Schleimhaut „geflickt“ und regeneriert ist.
Dabei ist es immer wichtig, sich nicht nur auf die Pilze zu verlassen, sondern immer alle Mikronährstoffe im Blick zu haben: Wenn bspw. den Darmzellen Bausubstanzen und Wachstumsfaktoren durch Vitamin D-Mangel fehlen, sollte die Ernährung bzw. der Lebensstil umgestellt bzw.in diesem Fall Vitamin D supplementiert und bspw. Gluten aus der Nahrung gestrichen werden.
Eine weitere, typische Dünndarm-Erkrankung ist Pilzbefall durch Candida albicans, der Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfälle auslösen kann. Eine Dünndarmbesiedelung durch Bakterien oder Candida hängt dabei meist mit einer Dickdarmdysbiose zusammen, d.h. ein Ungleichgewicht in der Darmflora, oder mit einer Untersäuerung im Magen, so dass Krankheitserreger über den Magen in den Dünndarm gelangen.
In diesen Fällen ist der Shiitake erste Wahl, da er ein natürliches Antibiotikum ist und so effektiv Krankheitserreger aus dem Dünndarm entfernen kann. Dadurch zeigen übrigens viele Menschen bei Einnahme des Shiitake in größeren Mengen oder konzentriert als Extrakt eine Entgiftungsreaktion, was oft als Unverträglichkeit missdeutet wird.
Siehe zur antimikrobiellen Wirkung des Shiitake auch https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15773410/ „The juice of this mushroom at a concentration of 5% from the volume of the nutrient medium was found to produce a pronounced antimicrobial effect with respect to C. albicans, S. aureus, E. faecalis, E. coli O-114 and to stimulate the growth of E. coli M-17. Bifidobacteria and lactobacteria exhibited resistance to the action of L. edodes juice.“
Kommen wir ans Ende des Magen-Darm-Traktes, zum Dickdarm. Dieser ist nicht so lang wie der Dünndarm, aber sehr breit. Dort befinden sich in der Darmflora ein paar Billionen Mikroorganismen, die dort im Einklang miteinander leben. Wenn das Immunsystem nicht mehr richtig überwacht, was im Dickdarm passiert (gestörte Kommunikation mit der Darmflora), oder wenn eine Mikroorganismus-Art dominant wird und andere verdrängt, kommt es zu einer Dysbalance.
Mit Vitalpilzextrakten kann die Darmflora dann wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Und auch im Dickdarm sind Hericium und Reishi wieder erste Wahl, denn auch dort muss die Mukusschicht und das Epithel ständig regeneriert werden und das Immunsystem das richtige Training erfahren. Man weiß aber auch, dass die Polysaccharide der Pilze die Darmflora wieder ins Gleichgewicht rücken können – s. dazu bspw.:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32693144/ „Moreover, mushroom polysaccharides also act as prebiotics and modulate the composition of gut microflora; and thus, can reduce insulin resistance. The present review discusses the pathophysiology of diabetes and, elaborates some potential mushroom species that are known to have antihyperglycemic activities. Different mushroom polysaccharides modulating the composition of gut microflora in diabetic animal models have also been discussed.”
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33322069/ “β-glucans have metabolic and gastro-intestinal effects, modulating the gut microbiome, altering lipid and glucose metabolism, reducing cholesterol, leading to their investigation as potential therapies for metabolic syndrome, obesity and diet regulation, gastrointestinal conditions such as irritable bowel, and to reduce cardiovascular and diabetes risk.”
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28885559/ “Mushrooms act as a prebiotics to stimulate the growth of gut microbiota, conferring health benefits to the host. In the present review, we have summarized the beneficial activities of various mushrooms on gut microbiota via the inhibition of exogenous pathogens and, thus, improving the host health.”
Ferner gibt es darüber hinaus spezifische Studien zu Reishi und Maitake, dass sie die Darmflora (u.a. bei Typ 2 Diabetes) im Tiermodell regenerieren konnten:
Reishi:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26102296/ “Our results indicate that G. lucidum and its high molecular weight polysaccharides may be used as prebiotic agents to prevent gut dysbiosis and obesity-related metabolic disorders in obese individuals.“
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31712153/ „Intake of Ganoderma lucidum polysaccharides reverses the disturbed gut microbiota and metabolism in type 2 diabetic rats”
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30826407/ “Hypoglycemic activity and gut microbiota regulation of a novel polysaccharide from Grifola frondosa in type 2 diabetic mice”
Wenn die Darmflora dann wieder mit, und nicht gegen uns arbeitet, produziert sie auch Stoffe, die woanders im Körper benötigt werden. Bspw. sitzen fast alle Glückshormone im Darm (99,9% unseres gesamten Serotoningehalts), und über den Vagusnerv ist der Dickdarm mit dem Gehirn verbunden. Auch Vitamine und kurzkettige Fettsäuren werden im Darm synthetisiert.
Dieser Zusammenhang könnte auch die positiven Einflüsse des Hericium auf depressive Verstimmungen oder auch Schlafqualität erklären:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20834180/ “we investigated the clinical effects of H. erinaceus on menopause, depression, sleep quality and indefinite complaints, using the Kupperman Menopausal Index (KMI), the Center for Epidemiologic Studies Depression Scale (CES-D), the Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI), and the Indefinite Complaints Index (ICI). Thirty females were randomly assigned to either the H. erinaceus (HE) group or the placebo group and took HE cookies or placebo cookies for 4 weeks. Each of the CES-D and the ICI score after the HE intake was significantly lower than that before. In two terms of the ICI, "insentive" and "palpitatio", each of the mean score of the HE group was significantly lower than the placebo group. "Concentration", "irritating" and "anxious" tended to be lower than the placebo group.”
Auch ein positiver Einfluss bei neurodegenerativen Erkrankungen und Verbesserung kognitiver Fähigkeiten durch den Hericium legen erste Studien nahe, wie bspw. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31413233/ “In this study, we tested a randomized, double-blind, placebo-controlled parallel-group comparative study to evaluate the improvement of the cognitive functions by taking supplements containing fruiting body of H. erinaceus for 12 weeks. […] showed that oral intake of H. erinaceus significantly improved cognitive functions and prevented from the deterioration.”
Vitalpilze in der begleitenden Krebstherapie
Nur etwa 5% aller Krebserkrankungen haben eindeutig genetische Ursachen (Quelle: https://www.aerzteblatt.de/archiv/61809/Erbliche-Krebserkrankungen ). Der Rest ist auf Lebensführung wie Stress, fehlende Mikronährstoffe, Umweltgifte wie Schwermetalle oder elektromagnetische Strahlung, Adipositas, chronische Infektionen wie Ebstein-Barr-Virus oder Borreliose, Alkohol etc zurückzuführen.
Dies belegen auch Migrationsstudien, bspw. Bewohner einer Kleinstadt in Nigeria, bei denen etwa 70% weniger Krebserkrankungen als in unseren westlichen, „modernen“ Gesellschaften vorkommen. Dabei ist anzumerken, dass die medizinische Versorgung in dieser Kleinstadt so gut ist, dass ausgeschlossen werden kann, dass es sich einfach nur um unentdeckte Erkrankungen handelt. Migrieren diese Nigerianer dann in die USA; haben sie auf einmal das gleiche Krebsrisiko wie der amerikanische Durchschnitt. Vergleichbare Studien mit selbigem Ergebnis gibt es bspw. auch für Japaner, die nach Hawaii migrieren (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/1287741/ ).
Wie wird aus einer gesunden Zelle eine Krebszelle?
Um aus einer gesunden Zelle eine Krebszelle zu machen, müssen verschiedene Stufen durchlaufen werden - und an jede dieser Stufen können Vitalpilze wirksam eingreifen:
DNA-Schäden, bspw. ausgelöst durch Infektionen, Entzündungen, Toxine, Strahlungen etc, müssen zunächst bestimmte Mutationen auslösen, die verhindern, dass die Zelle das Selbstmordprogramm, die sogenannte Apoptose, aktiviert. Im weiteren Verlauf wird dann der Stoffwechsel der Zelle verändert und geht in den anaeroben Milchsäurestoffwechsel. Die Krebszelle fängt an, unkontrolliert zu wachsen. Normalerweise hat der Körper „Bremsen“ für dieses unkontrollierte Wachstum eingebaut, aber auch diese Bremsen werden umgangen. An dieser Stelle liegt dann eine kleine, entartete Tumorzelle vor, etwa 1 mm groß. Fast jeder Mensch hat ab einem bestimmten Alter diese sog. Mikrotumore in sich. Und der Punkt, an dem aus diesem Mikrotumor ein bösartiges Krebsgeschwür entsteht, ist ein Prozess namens Angiogenese: der Tumor sendet Botenstoffe aus und begünstigt, dass der Körper Blutgefäße aus vorbestehenden Blutgefäßen bildet, um ihn mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Dann kann der Tumor weiter wachsen und Metastasen über das Blut im Körper ausbilden.
Jeden Tag entstehen ca. 20 Tumorzellen im Körper, die aber i.d.R. von unserem Immunsystem erkannt und beseitigt werden. Ein intaktes, starkes Immunsystem ist daher in der Krebsprävention ein ganz entscheidender Faktor.
Wie können Vitalpilze in Prävention und Therapie helfen?
Pilze schützen Zellen aktiv vor Umweltgiften, Viren, Strahlungen etc, bewirken aber auch, dass das Immunsystem eine entartete Zelle schneller erkennt und beseitigt. Zudem haben sie auch Einfluss auf die Kraftwerke unserer Zellen, die sogenannten Mitochondrien, und können helfen, dass der Stoffwechsel nicht in den anaeroben Zustand geht, wo er nur noch vergärt und nicht mehr richtig Energie erzeugt.
Entscheidend ist die Wirkung von Vitalpilzen im Rahmen der Angiogenese, indem sie durch die Bildung bestimmter Botenstoffe verhindern, dass Blutgefäße rekrutiert werden und der Tumor so wachsen kann. Hier spielt bspw. der Shiitake mit seinem spezifischen Beta-Glucan „Lentinan“ eine relevante Rolle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30373628/ „Lentinan inhibits tumor angiogenesis via interferon γ and in a T cell independent manner“
Siehe dazu auch https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15234192/ „Fungal polysaccharopeptide inhibits tumor angiogenesis and tumor growth in mice“
Eine Studie aus dem Jahr 2009 in einer ländlichen Region in China zum Brustkrebsrisiko hat bspw. gezeigt, dass Frauen, die im Schnitt eine Tasse Grüntee am Tag getrunken und 4 g getrocknete oder 40 g frische Pilze am Tag gegessen haben, ein um 60% geringeres Brustkrebsrisiko als die Vergleichsgruppe aufgewiesen haben. Siehe dazu: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19048616/ “Dietary intakes of mushrooms and green tea combine to reduce the risk of breast cancer in Chinese women”
In China und Japan sind einige Pilze bereits in der konventionellen Krebstherapie zugelassen, bspw. Maitake- und Shiitake-Extrakte als Infusion.
In der komplementären Krebstherapie werden auch im Westen folgende Vitalpilze eingesetzt, die auch am besten erforscht sind: Reishi, Mandelpilz, Maitake, Coriolus und Shiitake (v.a. bei Brust- und Darmkrebs).
Reishi bspw. kann laut einer wissenschaftlichen Studie die Ansprechrate auf die Chemotherapie um etwa 40% erhöhen. Siehe dazu auch:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29141563/ : “Evidence from in vitro and in vivo studies has demonstrated that GLP possesses potential anticancer activity through immunomodulatory, anti-proliferative, pro-apoptotic, anti-metastatic and anti-angiogenic effects.“
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27045603/ “G. lucidum could be administered as an alternative adjunct to conventional treatment in consideration of its potential of enhancing tumour response and stimulating host immunity. G. lucidum was generally well tolerated by most participants with only a scattered number of minor adverse events. No major toxicity was observed across the studies.”
Alle o.g. Pilze haben dank ihrer (pentazyklischen) Triterpene zudem antitumorale und chemoprotektive Wirkung und stärken das Immunsystem.
Insbesondere zu Shiitake und Maitake gibt es zahlreiche Studien zur Stärkung der basalen Immunkompetenz während einer Chemotherapie, d.h. die Grundimmunaktivität kann unter Gabe der genannten Vitalpilze erhalten bleiben. Bsp.: Maitake: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/14977447/ “Maitake D-Fraction hindered metastatic progress, lessened the expression of tumor markers, and increased NK cell activity in all patients examined. Thus maitake D-Fraction appears to repress cancer progression and primarily exerts its effect through stimulation of NK activity.“
Zu Mandelpilz (Agaricus blazei) und Maitake gibt es zudem Reviews die zeigen, dass Chemotherapie-bedingte Nebenwirkungen um 70-80% gelindert werden konnten, so dass die Lebensqualität einigermaßen erhalten blieb.
Die Schmetterlingstramete (Coriolus) enthält zwei Glykoproteine (Proteine mit Zuckeranteil), nämlich PSP und PSK. Studien haben gezeigt, dass die Überlebensrate deutlich steigt (bis zu 40%), wenn dieser Pilz parallel zur Chemotherapie gegeben wird (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32466253/ ).
Eine sehr aktuelle Review aus dem Jahr 2020 mit dem Fokus auf Reishi und Coriolus zeigt zudem deren positiven Effekte im Rahmen der begleitenden Krebstherapie auf: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33685191/
Fazit
Abschließend bleibt festzuhalten, dass wissenschaftliche Studien in der westlichen Welt bereits viele der den Vitalpilzen nachgesagten positiven Wirkungen bestätigen konnten – manchen an Menschen, viele bis dato nur an Tieren. Aufgrund dieser vielversprechenden Ergebnisse nimmt die die Anzahl an Studien seit knapp 3 Jahren dramatisch zu, so dass davon auszugehen ist, dass die Bedeutung und der Einsatz von Vitalpilzen auch bei uns im Westen in wenigen Jahren stark zunehmen wird.
Rechtliche Verbraucherinformation
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