Was ist Beta-Sitosterol?
Phytosterine (Pflanzensterine) sind lipophile Substanzen in den Zellmembranen von Pflanzen, die eine ähnliche chemische Struktur wie Cholesterin aufweisen. Es sind mehr als 100 verschiedene Phytosterine bekannt, Beta-Sitosterol ist das häufigste. Beta-Sitosterol ist chemisch betrachtet ein Pflanzensterolester. Man findet es in Früchten, Gemüse, Nüssen und Samen.
Therapeutische Anwendungsbereiche
Prostata
Offizielle Statistiken zeigen, dass bei einem Alter von 60 Jahren über 60 Prozent aller Männer unter einer Prostatavergrößerung leiden und dass bei Männern ab 85 Jahren sogar 90% unter diesem Problem leiden.
Die Tatsache, dass beta-Sitosterol die symptomatische gutartige Prostatavergrößerung LUTS/BPH lindert, ist zum Teil auf seine entzündungshemmende, antioxidative und antiandrogene Wirkung zurückzuführen (beta-Sitosterol hemmt das Enzym 5-alpha-Reduktase).
Ein Studienreview aus dem Jahr 2000 kam zu der Schlussfolgerung, dass Beta Sitosterol die Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung (u.a. den Urinfluss) verbesserte, aber nicht in einer Reduzierung der Größe der Prostata resultierte (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10796740/).
Mehrere Studien legen nahe, dass Beta Sitosterol den Harntrakt betreffende Symptome inklusive Stärke des Urinflusses verbessern kann. Dies spiegelte sich auch in einer signifikanten Verbesserung des International Prostate Symptome Score wieder, der ein Maß für den Schweregrad der Symptome einer Prostatavergrößerung darstellt (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3798925/ , https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10792163/ , https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7540705/ , https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9313662/ und https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10796740/).
Beta Sitosterol scheint über ähnliche Mechanismen wie das verschreibungspflichtige Medikament Procar zu wirken, indem es das 5-Alpha Reduktase Enzym hemmt, das für die Produktion von DHT im Körper verantwortlich ist (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12006122/). DHT ist eines der primären an einer gutartigen Prostatavergrößerung beteiligten Hormone.
Beta Sitosterol kann außerdem Schwellungen und Entzündungen der Prostata lindern, was wiederum Schmerzen und Harndrang reduzieren kann. Zusätzlich kann dies zu einer Reduzierung der Menge des in der Blase verbleibenden Urins führen, was zu einem Gefühl der Erleichterung nach dem Wasserlassen beitragen kann.
Ferner kann Beta Sitosterol über eine Hemmung des Aromataseenzyms die im männlichen Körper produzierte Menge an Östrogen reduzieren. Da Beta Sitosterol als Östrogenrezeptor-Agonist agiert, der an die Östrogenrezeptoren andockt, ohne eine signifikante Östrogenwirkung zu erzeugen, kann es als Östrogenrezeptorblocker dienen, der die Wirkung des vorhandenen Östrogens reduziert (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15113961/). Dies kann zu einer Linderung von Prostataproblemen führen, da Östrogen neben DHT den zweiten primären hormonellen Faktor darstellt, der zu einer Vergrößerung der Prostata beiträgt.
Cholesterin
Eine der häufigsten Anwendungsbereiche für Beta Sitosterol ist eine Reduzierung der Absorption von Cholesterin im Verdauungstrakt (vgl. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3296732/). Dies kann die Spiegel des „schlechten“ LDL Cholesterins senken.
Experten empfehlen zur Unterstützung der Aufrechterhaltung gesunder Cholesterinspiegel den Konsum von mindestens 2 Gramm Pflanzensterolen wie Beta Sitosterol in Form von gesunden Nahrungsmitteln wie Nüssen und Samen. Studien zeigen, dass Beta Sitosterol die Spiegel des „ungesunden“ LDL Cholesterins senken kann, ohne hierbei einen negativen Einfluss auf die Spiegel des „gesunden“ HDL Cholesterins zu besitzen (vgl. https://www.ahajournals.org/doi/pdf/10.1161/01.CIR.10.2.201).
Antioxidans
Beta Sitosterol besitzt antioxidative Eigenschaften, die die Zellen des Körpers vor oxidativen Schäden schützen können. So konnte eine Studie zeigen, dass Beta Sitosterol die mit einer Diabetes assoziierten oxidativen Schäden reduzieren kann, indem es die Antioxidantien-Spiegel in der Bauchspeicheldrüse erhöht (vgl. https://www.researchgate.net/publication/49669785_Antidiabetic_and_antioxidant_potential_of_b-sitosterol_in_Streptozotocin-induced_experimental_hyperglycemia).
Blutzucker
Beta Sitosterol hat im Rahmen von Studien positive Resultate gezeigt, wenn es um eine Anregung der Insulinausschüttung und eine Reduzierung der Blutzuckerspiegel geht (vgl. https://www.researchgate.net/publication/339638999_Effect_of_b-sitosterol_on_glucose_homeostasis_by_sensitization_of_insulin_resistance_via_enhanced_protein_expression_of_PPRg_and_glucose_transporter_4_in_high_fat_diet_and_streptozotocin-induced_diabe).
Darüber hinaus konnte es die Spiegel des glykierten Hämoglobins senken, die ein Maß für die Schäden aufgrund permanent erhöhter Blutzuckerspiegel darstellen (vgl. https://www.researchgate.net/publication/49669785_Antidiabetic_and_antioxidant_potential_of_b-sitosterol_in_Streptozotocin-induced_experimental_hyperglycemia).
Krebs
Studien deuten darauf hin, dass Beta Sitosterol dazu in der Lage sein könnte, eine Apoptose (programmierter Zelltod) bei Krebszellen hervorzurufen und das Wachstum von Darmkrebs und Brustkrebszellen zu hemmen (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17266177/).
Die Kombination von beta-Sitosterol und Gemcitabin hat auf Basis präklinischer Studien synergistische Aktivität gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Neben einer gutartigen Vergrößerung der Prostata könnte Beta Sitosterol auch das Risiko für Prostatakrebs reduzieren und das Prostatakrebswachstum hemmen. Eine Studie mit Prostatakrebszellen der Zellinie LNCaP (ein androgenabhängiger Tumor) zeigte, dass Beta-Sitosterol das Wachstum der Krebszellen um 24% reduzierte und die induzierte Apoptose vervierfachte. Dies ging mit einer Erhöhung der Ceramidproduktion um 50% einher (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9824850/).
Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass Ceramid die Apoptose induziert (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15796189/). Im Rahmen einer anderen Studie konnte Beta Sitosterol das Wachstum androgenabhängiger menschlicher Prostatakrebszellen im Vergleich zu einem Placebo um 70% reduzieren (vgl. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11916349/).
Haut & Haare
Beta-Sitosterol kann in Kombination mit Sägepalmenextrakt die androgene Alopezie hemmen. Es besitzt eine hormonähnliche Struktur und kann zudem unerwünschte Wirkungen des männlichen Hormons wie ölige Haut, Akne, oder vermehrte Körperbehaarung reduzieren.
Dosierung
Folgende Dosierung wurden im Rahmen von wissenschaftlichen Untersuchungen untersucht:
- Bei gutartiger Prostatavergrößerung: 60 bis 130 mg Beta-Sitosterol pro Tag auf 2-3 Einzelgaben aufgeteilt.
- Dosierungsempfehlungen zur Senkung der LDL Cholesterinspiegel liegen bei mindestens 200 mg oder mehr pro Tag.
Sicherheit und Wechselwirkungen
Die Supplementierung mit beta-Sitosterol in der in den Anwendungsempfehlungen genannten Dosis ist sicher und im Allgemeinen gut verträglich. Manchmal treten (leichte) gastrointestinale Beschwerden auf. Die erlaubte Tagesdosis ist auf ca. 40 mg j kg Körpergewicht und Tag festgelegt.
· Schwangerschaft und Stillzeit: Es ist nicht genug über die Verwendung von Beta-Sitosterol während Schwangerschaft und Stillzeit bekannt, weshalb schwangere und stillende Frauen besser auf Beta-Sitosterol verzichten sollten.
· Sitosterolemie (eine seltene vererbte Fettspeicherstörung): Menschen, die unter dieser Krankheit leiden, haben zu viel Beta-Sitosterol und verwandte Fette in ihrem Körper. Sie sind anfälliger für früh auftretende Herzkrankheiten. Die Einnahme von Beta-Sitosterol verschlimmert diese Krankheit, weshalb Menschen, die unter Sitosterolemie leiden, Beta-Sitosterol nicht einnehmen sollten.
· Beta-Sitosterol hat eine cholesterinsenkende Wirkung. Personen, die cholesterinsenkende Medikamente einnehmen, sollten dies berücksichtigen und die Dosierung mit ihrem behandelnden Arzt abklären.
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